Zum Tod von Christian Broecking

Die Nachricht hat uns zutiefst erschüttert: Dr. phil. Christian Broecking, der ebenso kluge wie klare, der ebenso kenntnisreiche wie kritische Wegbegleiter unseres Festivals ist am 2. Februar in Berlin verstorben. Seine Bedeutung nicht nur für Enjoy Jazz, sondern für den Jazz in Deutschland und darüber hinaus kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Denn Broecking war wahrlich einzigartig in seiner stets auf Vermittelbarkeit bedachten Verbindung von Wissenschaftlichkeit und Empathie. Als Musikwissenschaftler und Soziologe hat er so konsequent wie kein zweiter Autor hierzulande den Jazz als gesamtgesellschaftliches Phänomen nicht nur meisterhaft tiefgründig beschrieben und vielfach überhaupt erst erschlossen, er war als Journalist, Autor, Verlagsinhaber und Hochschullehrer auch herausragend in der Vermittlungsarbeit. Broecking hat Standardwerke der Jazz-Publizistik verfasst, unter denen insbesondere die musiksoziologischen Studien „Respekt! Die Geschichte der Fire Music“ und „Black Codes“ herausragen. Seine akribisch recherchierte Biografie über Irene Schweitzer hat innerhalb des Genres Maßstäbe gesetzt. Und seine Fotografien, die im Rahmen unseres Festivals präsentieren zu dürfen wir das Glück hatten, sind kostbare Dokumente eines einzigartigen ganzheitlichen Blicks auf den Jazz und seine Protagonisten. Unvergessen bleibt auch die von ihm kuratierte und geleitete Konferenz „Lost in Diversity – A Transatlantic Dialogue on the Social Relevance of Jazz“, die 2012 ein Höhepunkt unseres Festivals war und im Folgejahr eine nicht weniger beachtete Fortsetzung fand. Und nicht zuletzt hat er unsere „Jazz Aperitifs“ genannten Kurzeinführungen zu ausgewählten Festival-Programmpunkten, zu Kult-Veranstaltungen gemacht, die den nachfolgenden Konzerten stets ebenbürtig waren. Nicht nur diese ebenso schönen wie inspirierenden Momente werden fortan fehlen. Er wird fehlen. Wir trauern um einen Freund. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie. Wir können nicht ermessen, was sie verloren hat.

 

Rainer Kern und das Team von Enjoy Jazz