Moor Mother – Jazz Codes

Frauen sollten Protestmusik machen, sagte Camae Ayewa einmal. Besser bekannt ist Ayewa unter dem Namen Moor Mother. Die in Aberdeen, Maryland, USA geborene Künstlerin würde sich wohl als Performerin bezeichnen, als Feministin und Aktivistin, und all diese Aspekte fließen ein in ihr Schaffen als Musikerin – ob im Zusammenwirken mit der Neo-Free-Jazz-Band Irreversible Entanglements oder als Moor Mother, ob sie mit analogen Instrumenten arbeitet oder mit elektronischen Soundschnipseln. Das letzte Album der Spoken-Word-Artistin ist vielleicht das bisher facetten- und anspielungsreichste, auch weil es einen weiten historischen Kontext eröffnet, um die Gegenwart in den Griff zu kriegen: Auf „Jazz Codes“ verwirbelt sie tausend Ideen und Einflüsse; Mary Lou Williams oder Sun Ra werden als heilige Geister von einem illustren Kollektiv zeitgenössischer Musiker:innen beschworen: Jason Moran, Nicole Mitchell, Melanie Charles sind dabei, um hier nur einige wenige zu nennen. Es ist ein Streifzug durch verschiedene ästhetische Positionen, Stile und Spielweisen. Das ist sinnlich und theoretisch zugleich: eine selbstermächtigende Fortschreibung von Tradition in die Zukunft. Im Zentrum: Moor Mothers wortgewaltiger, hoffnungsseliger Protest. „A Jazz funeral turned revival twist / away / from America’s strange fruits / into scats of Jazz code.“