Der Journalist und Historiker Matthias Spindler ist tot. Er war für seine zahlreichen Rundfunk-Features zum Thema Jazz ebenso bekannt wie für seine ausgesprochen kenntnisreichen und dabei stets fein ausbalancierten Musikkritiken, die in Fachzeitschriften und Tageszeitungen erschienen. Und dieser Pionier des Privat-Rundfunks hatte noch eine zweite Leidenschaft: die Geschichte. Als studierter Historiker verschrieb er sich der Erforschung des Separatismus in der Pfalz. Sein letzter von zahlreichen Beiträgen über Enjoy Jazz im „Mannheimer Morgen“ beschäftigte sich passenderweise mit einem historischen Ereignis: dem vermutlich bundesweit letzten Live-Konzert vor dem November-Lockdown 2020 und damit der ersten Unterbrechung in der über 20-jährigen Geschichte unseres Festivals. Mit Matthias Spindler hat der Jazz einen interdisziplinär denkenden und empathisch schreibenden Wegbegleiter verloren. Seine leidenschaftliche Fähigkeit zu einer klugen, immer mehrdimensionalen Kritik wird fehlen. Und zwar sehr. Unsere Gedanken sind bei denen, deren Privileg es war, diesen wunderbaren Journalisten und immer neugierig gebliebenen Menschen noch besser zu kennen als wir.
Foto: Manfred Rinderspacher