Die Grande Dame des Jazz wird 85

Vor genau 50 Jahren veröffentliche Carla Bley ihr Opus magnum, die Jazz-Oper „Escalator Over The Hill“. Es gilt bis heute als eine der herausragenden kompositorischen Leistungen des Jazz. Der „Guardian“ nannte es gar „das Sgt.-Pepper-Album des neuen Jazz“. Wie ein Monolith ragt es aus der Werkgeschichte des Genres heraus. Überhaupt steckt viel Jazzgeschichte in diesem an Ehrungen reichen Leben: Noch keine 30, war Carla Bley Mitbegründerin und Co-Leader der einflussreichen Avantgarde-Formation „Jazz Composer’s Orchestra“. Der musikalische Think-Tank brachte Größen wie Michael Mantler, Roswell Rudd, Archie Shepp, Cecil Taylor, Don Cherry, Sun Ra oder Pharoah Sanders zusammen. Eine zweite Großformation hat sie ebenfalls maßgeblich mitgeprägt, als Komponistin und spätere Leiterin: das von Charlie Haden begründete „Liberation Music Orchestra“, das die taz einst süffisant als „die linke Eingreiftruppe des Jazz“ bezeichnete.Bemerkenswert sind auch Bleys kammermusikalische Arbeiten, die in ihren jünsten „Trios“-CDs mit Steve Swallow und Andy Sheppard gipfeln – und in zwei fulminaten Konzerten bei Enjoy Jazz. Carla Bleys vielleicht größte Leistung aber ist, dem Jazz einen unvergleichlichen Humor geschenkt zu haben. Er prägt nicht nur die Gespräche mit ihr, wie wir vielfach erfahren durften, sondern auch viele ihrer Kompositionen und ist sowohl Ausdruck eines anarchischen Spieltriebs als auch Sinnbild für menschliche Zugewandheit und eine unerschütterliche Gelassenheit. Happy Birthday, Carla Bley!