Am 2. März ist eine Tür zugegangen, für die keine neue aufgehen wird. Wayne Shorter ist tot. Seine Bedeutung kann man mit einem Satz beschreiben, in dem vermutlich mehr Jazzgeschichte steckt als in jedem anderen. Er lautet: Wayne Shorter wurde 1964 auf Empfehlung John Coltranes von Miles Davis bei Art Blakey abgeworben. Damit hatte Saxophonist Shorter den Olymp erreicht. Uns fällt kein Preis ein, den er in der Folge nicht gewonnen hätte, inklusive des Polar Prize, des inoffiziellen „Nobelpreises für Musik“. Sein Spiel war ebenso präzise wie verschachtelt, sein Bandleading voller generöser Impulse. Seine Kompositionen wie „Footprints“ prägten eine Ära und wurden zu Standards. Ohne ihn hätte es weder das stilbildende zweite Quintett von Miles Davis, dessen prägender Komponist er war, noch die einflussreichste Fusionband aller Zeiten, Weather Report, gegeben. Sein spätes All-Star-Quartett mit Danilo Perez, John Patitucci und Brian Blade, mit dem er 2009 und 2011 bei Enjoy Jazz zu Gast war, galt als eines der besten der jüngeren Jazzgeschichte. Wayne Shorter mag am Mittwoch in Los Angeles verstorben sein, seine Musik aber bleibt als Endlosschleife in unsere Herzen eingraviert. Trotzdem fühlt sich alles an diesem Tod irgendwie falsch an. Denn wie gesagt: Für die Tür, die hier zugegangen ist, wird keine neue aufgehen.
Datum: 2. März 2023